Vom Tun ins Sein: Kleine Auszeiten unter freiem Himmel, die dich lebendig machen
Der Alltag kann laut sein. Drückend. Manchmal auch betäubend. Für jemanden wie mich – einen Menschen, der Vielseitigkeit liebt, Abwechslung braucht – fühlt er sich gelegentlich zu eng an. Und gerade deshalb sind es diese kleinen, unscheinbaren Unterbrechungen des Gewohnten, die so tief wirken: Eine Nacht unter freiem Himmel, das leise Wiegen in der Hängematte unter Sternen – mein „1000-Sterne-Hotel“.
Ich verbringe solche Nächte nicht, um dem Alltag zu entkommen – sondern um ihn anders zu erleben. Tiefer. Klarer. Lebendiger. Es ist, als hätte ich mir einen alten Teil von mir zurückgeholt. Einen Teil, der lange leise war – aber nie ganz verschwunden.
Es ist schwer zu beschreiben, was genau geschieht, wenn ich unter dem offenen Himmel liege. Da ist diese himmlische Weite, über mir das tiefe Blau oder das funkelnde Schwarz der Nacht. Kein Dach, das mich begrenzt. Kein künstliches Geräusch, das mich ablenkt. Nur Natur, Raum, Atem. Und mittendrin ich – gebettet in Stille. In ein stilles Glück, das sich nicht aufdrängt, sondern einfach da ist.
Die Natur spiegelt mir immer wieder mein Leben… ohne zu bewerten… ohne zu urteilen…
Der Duft des Waldes in der Nacht, die Kühle auf der Haut, das leise Knistern der Bäume – all das berührt etwas in mir, das im Alltag oft übertönt wird. Ich rieche die Nacht. Ich schmecke die Weite. Ich höre mein eigenes Dasein.
Diese bewussten Naturmomente verbinden mich mit mir selbst. Mit dem, was mich umgibt. Und mit dem, was in mir klingt. Denn wenn ich mich ohne Ziel durch den Wald treiben lasse, ohne Plan, ohne Kopfhörer, ohne Eile – dann öffnet sich ein Raum. Ein Resonanzraum.
Innere Ordnung - äussere Ordnung - ein Wechselspiel
Ich lasse mich tragen vom Moment. Nichts lenkt mich ab. Kein Bildschirm, kein Feed, kein Sog der Dauerberieselung. Nur das Jetzt. Nur ich. Und dieses grosse, atmende Leben um mich herum.
In solchen Momenten beginnt etwas Kostbares: Ich geniesse mein eigenes Sein. Nicht in dem Sinn, dass ich etwas leisten, darstellen oder optimieren muss – sondern ganz schlicht: Da sein. Spüren. Lauschen.
Ich lausche der leisen Stimme in mir. Ich höre meiner Seele zu. Nicht immer ist sie laut. Manchmal flüstert sie nur. Aber wenn ich still werde, höre ich sie.
Diese Stille ist nicht leer. Sie ist erfüllt. Sie fordert mich manchmal heraus – denn Stille auszuhalten, ist ungewohnt. Aber genau dort, wo ich nicht flüchte, sondern bleibe, komme ich in Verbindung mit meiner eigenen Wahrheit. Da entsteht Tiefe. Echtheit. Klarheit – ohne dass ich danach suchen muss.
Getragen und geborgen sein in diesem Augenblick
Und vielleicht hilft es dir zu wissen: Das ist kein ferner Traum. Ich mache das wirklich. In der Regel während der wärmeren Zeit jede Woche einmal - gönne ich mir diese eine Nacht unter dem Sternenzelt. Ich habe das Glück, im Diemtigtal naturnah zu leben – und so kommt es vor, dass ich mich manchmal erst um 21 Uhr hinaus in die Natur aufmache, meine Hängematte spanne, mich einrichte – und am nächsten Morgen um 6:30 Uhr zurück bin. Duschen, umziehen – und eine Stunde später bin ich auf der Arbeit. Es klingt vielleicht verrückt und nicht für alle nachvollziehbar, aber für mich ist es purer Luxus. Mein ganz persönliches Timeout inmitten der Verrücktheit des Alltags.
Verbundenheit mit den Elementen…
Ich möchte dich einladen: Schau, was für dich möglich ist. Vielleicht ist es keine ganze Nacht, vielleicht nur ein bewusster Spaziergang, ein Innehalten unter freiem Himmel. Richte dir kleine Zeitfenster ein, die dir gehören. Nicht zum Tun, sondern zum Sein.
Denn es ist nicht dasselbe, ob ich mit Kopfhörern durch den Wald renne – oder ob ich einfach draussen BIN. Das Sein steht im Vordergrund. Kein Ziel, kein Tempo, keine Leistung. Nur du, der Moment, und das grosse Ganze, das dich trägt.
In diesen einfachen, natürlichen Momenten bin ich ganz bei mir. Ich bin nicht online. Ich bin nicht abrufbar. Ich bin anwesend. Präsent. Ganz im Jetzt.
Wegweisender Augenblick
Und plötzlich spüre ich, was mir sonst oft entgleitet: Eine Ruhe. Eine Reinheit. Eine Purheit, die mir erlaubt, ganz ich selbst zu sein – ohne Maske, ohne Rolle, ohne Ziel.
Ich bin verbunden. Mit meinem Atem. Mit meinem Körper. Mit meinem inneren Wissen. Mit der Kraft, die alles durchströmt – eins mit der kosmischen Weite unter dem Himmelszelt.
Dort draussen, fern vom Lärm, finde ich Heimat in mir. Ich fühle mich aufgehoben im grossen Ganzen. Nicht isoliert, sondern eingebettet – als Teil eines lebendigen Netzwerks aus Natur, Sinn und Sein.
Und vielleicht ist das der grösste Schatz dieser kleinen Auszeiten: Dass ich mich nicht länger verliere in all dem Tun – sondern zurückkehre in mein lebendiges, stilles, weises Selbst.
Äusserer Weitblick - innerer Weitblick
Und du?
Was siehst du für Möglichkeiten, dir kleine Auszeiten zu gönnen?
Für mich sind diese bewussten Momente ein Weg, nicht erst dann zu regenerieren, wenn mein persönlicher Akku schon tiefrot blinkt.
Ich muss nicht auf die Ferien warten, um endlich wieder zu mir zu kommen – ich kann es mir vorher erlauben.
Immer wieder. In kleinen Schritten. In machbaren Zeitfenstern.
Wo siehst du deine Möglichkeiten?
Es beginnt mit einer Entscheidung.
Mit einer Wahl.
Und mit dem Bewusstsein, wie viel dir das bringen kann.